Informationen zur Geschichte

 

Die ehemalige Hofsynagoge in Detmold gehört zu den in vielerlei Hinsicht herausragenden Baudenkmälern dieser Stadt. Durch Forschungen der LWL-Denkmalpflege, Landschafts- und Baukultur in Westfalen (Landschaftsverband-Westfalen-Lippe), konnte eindeutig nachgewiesen werden, dass es sich bei diesem Bauwerk um eine freistehende Hofsynagoge aus dem Jahr 1633 handelt (Geoportal der Stadt Detmold: geoportal.detmold.de  Info). Somit wurde dieses Gotteshaus zu einem Zeitpunkt errichtet, als einige jüdische Familien nach der Vertreibung der Juden im Jahr 1614 aus der Grafschaft Lippe wieder nach Detmold zurückgekehrt waren.

Das heute vom Verfall bedrohte Gebäude wurde lange Zeit in seiner stadtgeschichtlichen Bedeutung verkannt und noch 1988 als Gartenhaus in die Denkmalliste der Stadt Detmold eingetragen. Durch dendrochronologische Untersuchungen der verbauten Hölzer und auch durch die Auswertung archivalischer Quellen vorrangig aus dem Landesarchiv NRW Abt. OWL gilt dieses nur 34,5 qm umfassende Gebäude als ein für Nordwestdeutschland bislang frühester Beleg für den Typus einer freistehenden Synagoge aus dem frühneuzeitlichen Judentum. Das Bethaus befindet sich, wie es für Synagogen der Frühen Neuzeit charakteristisch ist, etwas versteckt im Hof hinter dem ehemaligen Spangenbergschen Haus in der Krummen Straße 28. Den religiösen Vorschriften gemäß war sie nach Osten ausgerichtet. Für die Thorarollen befand sich an der Ostseite eine Vorrichtung zu ihrer Aufbewahrung. Da aus der Richtung Jerusalems Tageslicht einfallen muss, findet sich auch in der Detmolder Hofsynagoge eine entsprechende Fensteröffnung. Der Betsaal der Kultusgemeinde befand sich im Erdgeschoss. Im Mittelteil des Betraumes stand vor dem Thoraschrein die Bima, also das Vorlesepult. Zudem ließ sich eine Frauenempore rekonstruieren, auf der jeweils fünf oder sechs Frauen auf Holzbänken beengt Platz fanden.

Der auch überregionale Denkmalwert der Hofsynagoge wurde durch die zuständigen Behörden eindeutig begründet (Geoportal der Stadt Detmold: geoportal.detmold.de Info). Die ehemalige Hofsynagoge ist zentraler Bestandteil dieses Detmolder Quartiers jüdischen Lebens. Denn hier befanden sich zudem ein privater Betraum im Hause von Raphael Levi, in dessen rückwärtigem Teil eine Mikwe, eine jüdisches Ritualbad, gelegen war, sowie das Geburtshaus des jüdischen Wissenschaftlers Leopold Zunz. Einige jüdische Familien wohnten in der Krummen Straße und betrieben dort auch ihre Geschäfte. Auch ein dort aufgefundenes Fragment eines jüdischen Grabsteins verdeutlicht die historische Bedeutung dieses Viertels.

Grundlegende Forschungsergebnisse finden sich in:

  • Fred Kaspar und Peter Barthold: Ein Gebäude macht Geschichte. Das vergessene jüdische Bethaus von 1633 in Detmold, Bruchmauerstraße 37. In: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 86 (2017), S. 155-172
  • Fred Kaspar und Peter Barthold: Eine "vergessene" Synagoge von 1633: Das Gebäude, Bruchmauerstraße 37 in Detmold (Kreis Lippe) In: Westfalen, Band 96 (2018), S. 95-124
  • Fred Kaspar: Aus den Augen - aus dem Sinn? Synagogen auf dem Hinterhof. In: Denkmalpflege in Westfalen-Lippe, Münster, Jg. 27 (2021), Heft 2, S. 4-12. Die Hofsynagogen in Detmold und Telgte
  • Gudrun Mitschke-Buchholz: Auf jüdischen Spuren. Ein Stadtrundgang durch Detmold. 3. Aufl. – Lage 2020, S. 47-49
  • Gudrun Mitschke-Buchholz: Detmold – die Stadt der drei Synagogen 
  • Gudrun Mitschke-Buchholz: Das Jüdische Bethaus in Detmold, Bruchmauerstraße 37: Ein einzigartiges Zeugnis jüdischer Kultur aus der Zeit des Dreißigjährigen Krieges, Anlage zum Bürgerantrag an Rat der Stadt Detmold vom 25. Oktober 2021 von Prof. Matitjahu Kellig, dem Vorsitzendem der Jüdischen Gemeinde Herford-Detmold (Quelle: detmold.de unter Ratsinformationssystem)
  • Heinrich Stiewe: Der Streit um die Detmolder Hofsynagoge. Eines der ältesten Zeugnisse jüdischer Geschichte in Nordwestdeutschland ist nach wir vor vom Abriss bedroht. In: Lippische Mitteilungen aus Geschichte und Landeskunde, 91 (2022), S. 250-256
  • Fred Kaspar in: Manfred Keller (Hg.): Exkursionen ins jüdische Westfalen, Berlin; Leipzig, 2022, S. 162-168

 

"Visionäre Abbildung der Hofsynagoge", Bild von Nattida Haupt, 2023
"Visionäre Abbildung der Hofsynagoge", Bild von Nattida Haupt, 2023

 

„Ein Bild sollte etwas Angenehmes, Fröhliches und Schönes sein. Es gibt schon genug unangenehme Dinge im Leben, ohne davon noch mehr zu schaffen.“ – Auguste Renoir

Diese Zitat des Künstlers Auguste Renoir spricht für das Anliegen der Künstlerin Nattida Haupt. Sie möchte mit ihren Bildern ästhetische Anblicke erschaffen, Freude bereiten und die Schönheit aus dem Gemalten in den Fokus setzen. Somit sind ihre Darstellung nicht immer realistisch, sondern zeigen das gemalte Element in dem aus ihrer Sicht schönstmöglichen Moment.
Entgegen dem uns allen bekannten und sich einprägenden, traurigen Anblick des stetigen Zerfalls der ehemaligen Hofsynagoge, wollte sie ein Bild erschaffen, durch das deutlich wird, welches Potenzial in diesem Gebäude steckt. Wichtig dabei: Es handelt sich keineswegs um eine historische Rekonstruktion, das Gebäude hat in der Vergangenheit niemals so ausgesehen. Aber es könnte als Vision verstanden werden, wie es aussehen könnte, wenn die Möglichkeiten gegeben wären.

Zur Person der Künstlerin: https://nattida-art.com/

Nattida Haupt wurde 1989 in Phetchabun, Thailand, geboren, wo ihre künstlerische Begabung schon früh entdeckt wurde. Schon im Grundschulalter wurde sie gezielt in der Kunstmalerei gefördert und gewann zahlreiche erste Plätze in insgesamt rund 30 regionalen Kunstwettbewerben.
Neben ihrem Studium entwickelte sie an der Silpakorn Universität Fähigkeiten im künstlerischen Bereich. Nachdem sie 6 Jahre lang als Vertriebsmitarbeiterin in Bangkok gearbeitet hatte, widme sie sich seit ihrem Umzug nach Deutschland im Jahr 2019 wieder verstärkt der Kunst.

 

 

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